Whisky Review #20: Auchentoshan - American Oak "Der Ferien-Effekt"

Liebe Genießerinnen und Genießer,


das heutige Thema ist wohl jedem bekannt: 
Man fährt in den Urlaub, hat eine schöne Zeit und kommt entspannt wieder nach Hause. Nur, man kommt nicht alleine nach Hause, bzw. mit mehr als man mitgenommen hatte. Dieser unglaubliche Rotwein aus XY, der einfach so gut abends auf der Terrasse geschmeckt hat. Oder diese unglaubliche Gewürzmischung vom Markt bei Sonnenaufgang. Gut, vielleicht übertreibe ich hier mal wieder ein wenig, aber das gehört ja mittlerweile schon zum guten Ton auf diesem Blog. Ihr versteht was ich meine. Im Urlaub hat man besondere Erlebnisse und nimmt sich gerne etwas mit. So weit, so gut. 
Natürlich gilt dieser Effekt auch bei Whisky. Vielleicht saß man nicht unbedingt bei Sonnenuntergang auf der Terrasse (wobei es laut Gerüchten auch Sonne in Schottland geben soll), aber vielleicht konnte man einen Whisky in einem schönen Pub oder sogar direkt am Ort der Herstellung probieren. Natürlich hat er sich damit direkt ins Herz eingebrannt. Einen Whisky mitten in den Herstellungsanlagen zu probieren ist einfach etwas großartig und besonders. Die Eindrücke intensiver, die Stimmung besser. Wie soll da ein Whisky nicht schmecken?

Heute in der Rezension:
Auchentoshan American Oak
Ihr habt bestimmt schon erschlossen, worauf dieser Text abzielt. Das böse Erwachen am Morgen dan... ehm, ich meine, wenn ihr wieder zu Hause seid. Irgendwie schmeckt der Whisky (...der Wein, das Gewürz, etc.) auf einmal anders. War der wirklich so bitter? Hat der wirklich diese metallische Jugend gehabt? Man fängt an, an sich selbst zu zweifeln.
Mir ist es vor einer Weile selbst so ergangen. In Whisky Review #4 habe ich von meinem schönen Ausflug zu Auchentoshan berichtet. Mittlerweile ist dieser schon fast 2 Jahre her (wie doch die Zeit vergeht!), zum Glück komme ich im Sommer wieder nach Schottland! Insgesamt war es ein toller Trip nach Glasgow. Angenehme Busfahrt, dann ab in den Zug und ein kleiner Fußmarsch (inklusive Verlaufen) führten zur Destille. Die Führung war wirklich gut und der verkostete Whisky hat extrem gut geschmeckt.
... und jetzt sind wir im hier und jetzt, 2 Jahre später. Nach meiner Rückkehr aus Schottland war ich ein wenig Auchentoshan verrückt, irgendwie hatte ich die Brennerei vorher kaum auf dem Schirm und es hat mir wirklich gut gefallen. Also wurde fleißig bestellt: American Oak, Three Wood, Valinch 2012 und das Distillery Cask fanden den Weg in mein Wohnzimmer. Vielleicht gab (und gibt) es deswegen auch so überproportional viele Auchentoshan Reviews bisher hier, es stehen einfach einige Flaschen bei mir rum! ... ach ja, den Blood Oak habe ich ja auch noch verkostet.
Nun zurück zum Thema. Langsam stellt sich bei mir nämlich das Erwachen ein und diese Woche ist es mir noch mal so bewusst geworden, dass ich heute darüber schreibe. Ich habe mir mal wieder einen Dram American Oak eingeschenkt und wunderte mich doch, wie positiv ich diesen Whisky in Erinnerung hatte.
Bei der Führung gab es den American Oak als Starter. Direkt in der Produktionsanlage haben 2 abgedeckte Tumbler (ja Tumbler!) auf uns gewartet. Und was soll ich sagen? Ich fand den American Oak klasse! Vielleicht lag es an der Uhrzeit (10 Uhr morgens) oder am Ort, aber die Aromen von Kokos, Vanille und Zitrus habe ich jetzt noch in der Nase. Klar, dieser Whisky musste ins Regal, vor allem bei dem Preis! Also wurde bestellt und nach verkostet. Erste Zweifel stellten sich sofort ein: irgendwie jung, gar nicht so stark wie in meiner Erinnerung... seltsam! Na gut, die Flasche ist ja neu aufgemacht, der muss bestimmt etwas atmen. Ihr kennt ja alle diese Überlegungen.

Wie sich der American Oak mit etwas Abstand schlägt, erfahrt ihr gleich.
Aber ist es nicht erstaunlich, wie sehr man sich von seinen anderen Sinneseindrücken täuschen lassen kann? Kennt ihr diesen "Urlaubs-Effekt" oder "Ferien-Effekt" auch? Erzählt mir eure Erlebnisse unten in den Kommentaren!

Auchentoshan - American Oak

Kategorie: Single Malt Scotch Whisky
Destille: Auchentoshan
Preis: 0-50€ (30€ )
40%
Kältefiltration: Ja
mit Farbstoff: Ja

Weitere Informationen: 

Das Etikett des Auchentoshans ist schlicht und modern. Mir gefällt das gut!
Über den Whisky: Der American Oak bildet den Einstieg in das Sortiment vom Auchentoshan. Er ist mit 40% Alkohol abgefüllt, kühl gefiltert und gefärbt. Auch wenn das Marketing hier anderes verkaufen will, natürlich ist dies ein Massenwhisky. Preislich liegt er mit knapp unter 30€ allerdings auch im absoluten Einstiegssegment, ich will hier also nicht zu kritisch sein. Seine Reifung erhielt der Whisky in First Fill Bourbon Fässern, was gut zum Lowland Charakter und der dreifach Destillation passen sollte. Mehr Eindrücke zu Auchentoshan findet ihr in Whiskyreview #4.

Nase: Die Nase gefällt mir gut. Der Brennereicharakter von Auchentoshan kommt hier gut durch. Leichte blumige Süße liegt in der Nase. Dazu eine bittere und säuerliche Note, erinnert mich immer an Grapefruit, vielleicht auch Pomelo? Dazu kommt noch etwas exotisches. Kokos könnte da noch im Hintergrund sein. Gutes Zusammenspiel aus Brennereinoten und süßem Bourbonfass.

Geschmack: Sehr leicht im Mund. Wenig ausfüllend und im Beginn leicht scharf. Süße kommt hier von den Fässern durch, leicht vanillig. Aber keine Vanillebombe. Bitterkeit übernimmt recht schnell den Mundraum, aber weniger die "schöne" Variante von älteren Fässern, viel mehr erscheint der Whisky unreif und wenig harmonisch. Leichte Säure ist auch noch bemerkbar, aber mit weniger Kontur als in der Nase. Nun gut, ein junger Whisky mit nur 40% Alkohol ist hier im Glas.

Finish: Kurz, man könnte fast sagen kaum vorhanden. Leichte säure und relativ bitter. Nach einer Minute ist der Whisky kaum noch wahrzunehmen.

Abschließende Gedanken: Hier tritt der "Ferien-Effekt" wirklich in Kraft. Vor Ort fand ich diesen Whisky wirklich gut. Mild, angenehm aber dennoch voll. Ich war wirklich überrascht, dass ein so günstiger Whisky das leistet. Zu Hause angekommen und mit einigem Abstand muss ich diese Meinung dann leider doch etwas relativieren. Es ist kein furchtbarer Whisky, auf keinen Fall! Aber wirklich berauschend ist er auch nicht, die Nase sticht positiv hervor. Der Rest ist eher Durchschnitt. Wer günstig einen Auchentoshan probieren will, der kann hier zu greifen. Ich werde diese Flasche aber nicht nachkaufen!

Abschließende Bewertung: 3/7

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Die Flasche hat eine schicke Prägung am unteren Rand.

I guess, we all now this story: During your holidays you enjoy a special meal, wine, whisky or whatever. And it is just FANTASTIC. Then you buy one of this wine bottles and take them home with you. And at home ... well, it just isn't that great. What made it great were the circumstances while drink the wine or whisky. This special "holiday feeling" of being relaxed and being at a different place. But at home you are in your familiar surrounding and you start to smell and taste the flaws of the whisky.

Well, you've guessed right: Today I will present you a whisky I bought during this honeymoon phase. In 2015 I visited Auchentoshan (You can read about it here) and really enjoyed the tour there. We tasted a lot of differenten Auchentoshans, some regular releases and some single cask whiskys. It just was a great day. Back home in Germany I wanted to get some of these great malts and bought a couple of them: Three Wood, American Oak, Valinch 2012. That's why there are so many Auchentoshan reviews on this blog. The bottles were simply waiting for the reviews.
Before I will write down the tasting notes, I just want to share my memories of this dram at Auchentoshan.
The tour started with the American  Oak and it was only 10 am so the American Oak was some kind of breakfast whisky. And I thought that it was a good start: full bodied, not too heavy, light notes of gras and coconuts. Some citrus fruits as well. I enjoyed it and for the price of 25€ you can't go wrong with it.
Let's find out how I think about it today.

Auchentoshan - American Oak

Category: Single Malt Scotch Whisky
Distillery: Auchentoshan
Preis: 0-50€ (~30€ in Germany )
40% ABV
Chillfiltration: Yes
Artificial Colour: Yes

More Information at: 
Whiskybase

About the whisky: The American Oak is the start of the Auchentoshan range (if you exclude their travel retail editions Springwood and Heartwood) and comes at a nice price of only 30€. It is chill filtered and coloured aaaand only bottled at 40% ABV. What a shame ... The whisky is matured in First Fill Bourbon casks which should benefit the quite fragile character of a triple destilled Lowland malt.

A nice colour. What a shame that it's
artificial.
Nose: I like the aroma of this one. The distillery character is well noticeable. A floral freshness with sweet vanilla lingers in the nose. There is a bitter-sour note in there as well, maybe grapefruit. There is some coconut in the background as well. A nice mix of distillery character and bourbon casks.

Taste: Pretty light. There is not much of a body to it. Some sweetness from the casks but it is not a "vanilla bomb". Bitterness takes over really fast, but not a good one. Tastes pretty young and unrefined. A sour note as well, but it is difficult to find out what it is exactly. Ok, this is an entry level malt with no age statement and only 40% ABV.


Finish: Short, or let's face it: barely existent. Sour and bitter, but gone after a minute.

Final Thoughts: This is the "holiday effect" in, well, full effect. I liked it at the distillery quite a lot. But back home and with more than a year passed there isn't too much excitement left. This isn't awful for sure, but I wouldn't pick this again. If you want to try Auchentoshan for a small price, you could go for it. Or just spend a couple of bucks more and get the Three Wood.


Final Score: 3/7

Kommentare

  1. Hallo Malte, ich würde sogar so weit gehen, nicht nur vom "Ferien-Effekt", sondern vom "Wie-habe-ich-geschlafen-Effekt", "Was-habe-ich-vorher-gegessen-Effekt" oder "Wie-war-mein-Tag-bisher-Effekt" sprechen. So viele Faktoren haben einen Einfluss auf unsere Sinneseindrücke, dass ich immer wieder überrascht bin, wie unterschiedlich der identische Whisky heute im Unterschied zu letzter Woche schmeckt. Gruß, Chris

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    1. Hey Chris,
      da gebe ich dir definitiv recht. Vor allem Essen hat natürlich einen großen Einfluss, daher soll man ja bei einem Tasting auch am besten Wasser und vielleicht etwas "neutrales" Weißbrot oder so dazu essen. Wenn man vorher eine Schokoladendessert hat, dann ist selbst der süßeste Whisky natürlich nicht mehr so süß! :)

      Viele Grüße
      Malte

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